Künstliche Intelligenz und performative Künste

Beim Lesen des Pressetextes der in der vergangenen Woche stattgefundenen Live-Performance Dancing at the Edge of the World mit anschließenden Q&A, ploppten in meinem Kopf mehr als nur ein paar Fragezeichen auf.

Die von REPLICA und ihren Kollaborateuren während einer künstlerischen Forschungsphase entwickelt Performance sei eine »[…] Ballade von Menschen und Maschinen.«, ein »[…]Work-in-Progress, das eine semantische Sonifikation von Bewegung als synthetische Stimme zeigt«, »Die Choreografie des Stücks wird zu einer Generierung akustischer Spuren im Raum […]«.Obwohl diese beispielhaften Passagen mein Interesse weckten, konnte ich mir schlichtweg nicht das Geringste darunter vorstellen, mir fehlten die Bilder im Kopf, was mich noch gespannter auf den Donnerstagabend warten ließ.

Der Abend begann mit einer Begrüßung durch Ewelina Dobrzalski von der Hybrid Plattform und einer Vorstellung des Projektes und der Kollaborateure durch Diana Serbanescu, der Mitgründerin von REPLICA. Diana alias Neranti selbst hat einen doppelten Hintergrund in Informatik und den darstellenden Künsten, was ihre vor allem Motivation innerhalb des Projektes künstliche Intelligenz und performative Künste in einen Kontext zu setzen erklärt.

Momentan sei der Möglichkeitsraum vieler Technologien nicht voll ausgeschöpft, die Technik würde lediglich im Hintergrund irgendwelcher Bildschirme laufen, dabei könne sie soviel mehr. Diana Serbanescu glaubt daran, dass in der Art und Weise wie wir mit Technologien und künstlicher Intelligenz agieren ein radikales Potenzial steckt.  Deshalb geht sie Fragen nach wie: »Mit wem sprechen wir, wenn wir mit einem System wie Alexa sprechen?«, »Wie ist das System im Hintergrund konstruiert?« Performing Arts sei durch eine Vielzahl an Methoden in der Lage sich solchen Fragen zu stellen.

Während der Beginn des Videos die Anbringung der Sensoren am Körper zeigt sowie die Funktionsweise dieser visualisiert, bauen diese ersten etwa 10 Minuten eine merkwürdige Spannung beim Betrachtenden aus. Von Minute zu Minute wird klarer, was durch das Kostüm- und Interaktionsdesign von Mika Satomi möglich werden könnte.

Die darauffolgenden 20 Minuten klären die meisten der aufgepoppten Fragen in meinem Kopf. Tatsächlich ist die Performance genau das was der Text verspricht, nur muss man  gesehen haben, wie die interdisziplinär arbeitenden Tänzer*innen – zwischen künstlerischer Praxis, Technologie, Theater, Poetik, Anthropogie  und Politik – auf der digitalen Bühne miteinander und mit der Technik interagieren, um es zu verstehen.

Zum Nachschauen ist die Aufnahme der Performance (wegen Corona konnte alles leider nur online stattfinden) und dem anschließenden Q&A noch bis einschließlich Sonntag (28.03.2021) abrufbar. Für die volle Entfaltung des einzigartigen Tones von kling klang klong empfehlen wir die Nutzung von Kopfhörern – viel Spaß!

Rosa