Auftaktveranstaltung »Science Almighty«

Die Frage, wie Wissenschaftler*innen ihre Forschung anders kommunizieren können, steht im Mittelpunkt des Workshops »Science Almighty«, der von der Hybrid Plattform gemeinsam mit Prof. Timothée Ingen-Housz initiiert wurde. Im Laufe des Wintersemester 2020/21 werden mit den Teilnehmer*innen neue Erzählformen ausprobiert und entwickelt. Ein Bericht über den Auftakt.

Das Ziel des Workshops ist, sich aus dem gewohnten scientific Umfeld loszulösen, in Geschichten abzutauchen und aus dieser Fiktion im besten Fall Lösungsansätze zu destillieren, die real angewendet werden können. Um dorthin zu gelangen, wurde von Timothee Ingen-Housz im ersten Treffen das Vorgehen in separate Schritte aufgeteilt, die den Fokus für die einzelnen Sessions boten. Zunächst sollten die Teilnehmer*innen ihre Wissenschaft definieren und überlegen für wen und warum sie forschen. Hiermit war der Grundstein für den Kern der Geschichte gelegt, der per Mindmapping oder Clustering weiterentwickelt wurde.

Im Anschluss war es Aufgabe, eine fiktive Welt samt Charakteren, Konflikten und Dramaturgie zu erstellen. Diese sollten dann in eine Narration eingebettet, ästhetisiert und publiziert werden, um auf das Feedback der anderen Teilnehmer*innen zu reagieren. Als utopische Vision und an die Leitfrage des Seminars, wie man die Welt mit der eigenen Forschung verändern würde, wenn man denn könnte, entstanden schon in der ersten Session viele spannende Gedankenspiele, die neue Perspektiven auf die jeweiligen Forschungsfelder ermöglichten.

Themen, die angeschnitten wurden, waren unter anderen, die urbane Diversität, die sich mit der Frage, welche und wie viele Tiere angenehm und ungestört in der Stadt leben könnten, beschäftigt, die Obsoleszenz elektronischer Geräte und wie man stattdessen ein nachhaltiges Kreislaufwirtschaftsmodell etabliert und die individuelle und gesellschaftliche Optimierung durch Kommunikationselektronik. Beispielsweise könnte man Staus vermeiden und den Verkehr effizienter gestalten, wenn die Infrastruktur der Straße mit dem Wecker der jeweiligen Haushalte verbunden wäre. An dieser Stelle wurden auch erste Storytelling-Aspekte deutlich, da sich der Wunschzustand noch fernab der Gegenwart befindet und diese antagonistischen Kräfte Grundlage für eine narrative Entwicklung sein könnten.

Nach einer Vielzahl an interessanten Gesprächen konnten sich die Teilnehmer*innen gen Ende des Tages noch einmal zurücklehnen und dem Vortrag »Beware of Scientific Futures« von Isabella Hermann lauschen, die  Politikwissenschaftlerin ist und im Fach Internationale Beziehungen promovierte. Ihr allgemeines Forschungsinteresse gilt der Frage, wie Diskurse über neue Technologien globale Machtstrukturen prägen. Ein besonderer Fokus liegt dabei im Rahmen der Diskussion über neue Technologien, (politische) Wertesysteme und globale Politik auf dem Science-Fiction-Genre.

Anhand von kleinen Videoclips aus z.B. Star Trek oder Blade Runner 2049 zeigte uns die Science-Fiction Enthusiastin wie dystopische und utopische Zukunftsvisionen als Kritik der Gegenwart aufgefasst werden können und wie vorsichtig man damit umzugehen hat. Auch wenn es meist eine technologisch plausible Herleitung der Probleme gibt, werden diese im filmischen Kontext häufig normalisiert oder überdramatisiert.

Als positives Beispiel und Vorreiter für Inklusion können die Besetzungen der Star-Trek-Flotte gesehen werden, die im Vergleich zu anderen Filmen und Serien eine hohe Diversität an Geschlechtern und Nationalitäten präsentiert und auch z.B. während des Kalten Krieges nicht davor zurückscheute, sowjetische Mitglieder*innen im Raumschiff zu begrüßen.

Dem Enthusiasmus der Teilnehmer*innen und Prof. Timothée Ingen-Housz geschuldet, dehnte sich die Veranstaltung bis in die tiefen Abendstunden aus und es wurde inspiriert von der Präsentation noch tief in die Welten von Science und Fiction eingetaucht.

Seit der Auftaktveranstaltung arbeiten die Teilnehmer*innen an Ihren Geschichten und treffen sich für Feedbackrunden im virtuellen Raum. Wir sind schon gespannt auf die Endergebnisse, die wir hier sicherlich auch vorstellen werden.

Aljoscha