Round up: Hybrid Talks 44 - Kreative KI ?!

Am Donnerstag, den 19. Oktober 2023, fanden unsere 44. Hybrid Talks mit dem Titel „Kreative KI?!“ im Foyer des UdK-Gebäudes am Einsteinufer statt, die von Prof. Dr. Stefan Neuner  moderiert wurden.

Als Erstes sprach Prof. Christiane Kühl, Professorin für Interdisziplinäre künstlerische Praxis und Theorie bei der Studium Generale an der UdK Berlin. Im Anschluss an ihr Studium in Neuerer Deutschen Literatur, Philosophie sowie Spanisch an der Universität Hamburg ist Christiane Kühl als Redakteurin, Autorin und Theatermacherin tätig.  Prof. Kühl begann ihren interessanten Beitrag mit einem Artikel von Kevin Kelly, der im November 2022 in der Computerzeitschrift WIRED veröffentlicht wurde. Kelly bezeichne Text-Bild-Generatoren als „Engines of WOW“, da sie uns bekannt und gleichzeitig überraschend erschienen. Dabei stelle sich die Frage, ob KI eine Bedrohung von künstlerische Produktionen im traditionellen Sinne darstellt. In dem Artikel spreche Kelly von zwei Begriffen: „lowercase creativity“ beschreibe generelle graphische oder gestalterische Erzeugnisse, die von KI reproduziert werden können. Währenddessen bezeichne „Uppercase Creativity“ bahnbrechende Werke, die eine Zusammenarbeit zwischen KI und Mensch erfordert. Hier führte Professorin Kühl die Begriffe „Kooperation“ und „Kuration“ ein, um eine wünschenswerte Beziehung zwischen Kunst und KI zu beschreiben. Als Theatermacherin verriet uns Professorin Kühl, dass sie eine eher kritische Einstellung gegenüber KI einnähme, die durch ihre Performancegruppe „doublelucky productions“ zum Ausdruck käme. Zudem erklärte sie, dass bisher nur einzelne Komponente des Theaters von KI produziert werden könnten. Das Thema unserer Hybrid Talks "Kreative KI?!" wurde von Christiane Kühl erweitert durch die Frage nach der Einbeziehung kreativer KI in künstlerische Prozesse.

Der zweite Sprecher des Abends war Prof. Jörg Heiser, der geschäftsführende Direktor des Instituts Kunst im Kontext an der UdK Berlin. Er studierte Philosophie, Amerikanistik sowie Anglistik, promovierte 2014 an der Humboldt-Universität in Berlin und ist Musik- und Kunstkritiker renommierter Publikationen. Professor Heiser zeigte uns in seinem informativen Vortrag künstlerische Werke, die KI-generierten Bildern ähnlich sind. Der Künstler Oliver Laric arbeitete Ende 2000 mit “Google Image Search”, indem er Begriffskombinationen in die Suchmaschine eingab, die eine sehr geringe Verbindung zueinander hatten. Aus den Ergebnissen entstanden verschiedene Arbeiten und Animationen. Jörg Heiser führte seinen Vortrag fort mit dem Hinweis auf die Gruppe „Cursed AI“, welche groteske KI-Bilderzeugnisse auf Facebook teilt. Die Abstrusität der Bilder deute auf eine Algorithmische Voreingenommenheit, welche sich fortwährend verstärkt. Deshalb meinte Professor Heiser, dass der Voreingenommenheit aktiv entgegengewirkt werden müsse. Seinen Beitrag beendete Professor Heiser mit der Frage nach der faktischen Richtigkeit von Bildern. In einem aktuellen Phänomen werde die Validität echter Bilder angezweifelt. Beispielsweise seien Fotos von Kanye West und seiner Partnerin Bianca Censori, welche im September vor Mustafa's Gemüse Kebap geschossen wurden, als „Fakes“ abgestempelt worden. Dieses Phänomen könne erhebliche Auswirkungen haben, etwa bei der nahöstlichen Kriegssituation.

Als letztes sprach Florian Dohmann, Gründer der Beratungsfirma und KI-Agentur Birds on Mars. Er ist Mitglied des Künstlerkollektivs YQP und Dozent der UdK. Im Jahre 2017 war Dohmann an der Erfindung einer Muse beteiligt, die auf Künstlicher Intelligenz basiert. Da eine „KI-Muse“ 2017 besonders gewesen sei, verlieh Google ihr 2019 eine Auszeichnung. Heutzutage sei es üblich, KI-generierte Erzeugnisse als Inspirationsquelle zu nutzen. Dohmann zeigte uns einige Projekte, welche die Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz veranschaulichen. Mit der Verbindung eines Synthesizer und künstlicher Intelligenz könnten sich zum Beispiel Menschen mit Einschränkungen auf eine besondere Weise ausdrücken. Ein anderes Beispiel ist die Zusammenarbeit von Birds on Mars mit der Deutschen Bahn, bei der KI zum Einsatz kam, um die Verwendung von Glyphosat zu vermeiden. Auch wenn uns KI neue Wege eröffne, bringe sie eine große sowie rapide Veränderung in der Arbeits-, Kunst- und Lebenswelt mit sich, bei der Fragen noch offen stehen würden. Deshalb formulierte der Gründer von Birds on Mars den Appell, dass wir uns alle mit dem Thema der KI befassen sollten. Zielführend sei folglich eine interdisziplinäre Herangehensweise, bei der Fragen rund um KI aus verschiedenen Perspektiven behandelt werden.

In einer lebhaften Diskussion und in persönlichen Gesprächen zwischen dem Publikum und den Referent*innen wurde das Thema „Kreative KI?!“ noch einmal ausführlicher behandelt.