Roundup: Hybrid Talks #41 zum Thema »Natur«

 

 

Die ersten Hybrid Talks dieses noch frischen Jahres, waren aus gegebenen Umständen auch die ersten Hybrid Talks, die vor knapp einer Woche rein digital stattgefunden haben. Die Sprecher*innen waren zu Hause vor ihren Laptops und auch Ewelina Dobrzalski, eine der beiden Projektkoordinator*innen der Hybrid Plattform, moderierte den Abend von ihrem Sofa aus.

Der erste Redner dieser 41. Hybrid Talks zum Thema »Natur« war Dr. Daniel Irrgang, der wissenschaftliche Mitarbeiter in der Forschungsgruppe »Ungleichheit und digitale Souveränität« am Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft ist. Seit Januar 2018 koordiniert er das Forschungsseminar »Critical Zones« mit Bruno Latour an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Das Seminar für Graduierte und Postgraduierte bereitete konzeptionell die gleichnamige Ausstellung »Critical Zones – Horizonte einer neuer Erdpolitik« vor, die noch bis zum 8. August am ZKM in Karlsruhe läuft.Bereits dem Seminartitel der »Critical Zones« lag dabei ein tiefgreifender Forschungsgedanke zugrunde, denn die »Critical Zone« wird auch als die Haut unseres Planeten verstanden, die Schicht der Erde in der Leben entsteht und sich entwickelt.  Die Nutzung des Begriffes suggeriert also, dass wir als Menschen, wenn es um die Betrachtung der Welt geht, keine Außenperspektive einnehmen können, da wir immer Teil dieser Erde und damit ihres Ökosystems sind und damit Verantwortung tragen.Im Verlauf seines Vortrages gibt Dr. Daniel Irrgang noch weitere Einblicke in die facettenreichen Fragestellungen und Gedanken, die dem Seminar zugrunde lagen.
Wer es nicht schafft noch in diesem Jahr den Weg nach Karlsruhe anzutreten, hat die Möglichkeit die Ausstellung »in all ihrer Mannigfaltigkeit«, auf verschiedenen Ebenen, online zu besuchen und zu erkunden.

Als nächster Gast spricht Prof. Dr. Reinhard Schomäcker, der seit ca. 25 Jahren das Fachgebiet für Technische Chemie an der TU Berlin leitet. Hier beschäftigt er sich mit der Katalyse und die Reaktionstechnik für die Umwandlung von erneuerbaren und nachhaltigen Rohstoffen und chemischen Wertschöpfungsketten. Mit diesen Themen ist sein Fachgebiet in verschiedene interdisziplinäre Projekte, wie zum Beispiel der Erzeugung und Speicherung von Wasserstoff, eingebunden.
Mit seinem Vortrag »Sind nachwachsenden Rohstoffe die Erdöl-Alternative für die chemische Industrie?« zeigt er wie er dazu beitragen möchte die Umwelt und die Lebensräume für zukünftige Generationen zu erhalten und vielleicht auch ein wenig zu gestalten. Erdöl wird heute vor allem verbrannt, um Energie zu erzeugen. Die Energiewende versucht jedoch große Mengen Energie ohne Co2-Emissionen zu produzieren. Auch Öle und Fette aus Pflanzen aber auch Co2 und H2O hätten, so Schomäcker, großes Potenzial Erdöl für Produktion und Industrie zu ersetzen.

Lilli Kuschel ist Künsterin, Filmemacherin, Kamerafrau und lehrt experimentellen Film und Medienkunst an der UdK Berlin. Seit drei Jahren fotografiert und filmt sie Krähen im urbanen Raum, woraus insgesamt über 50 Stunden Material aus Berlin und Mumbai entstanden sind. Momentan arbeitet sie mit Hilfe dieses Materials an einem Dokumentarfilm, in dem Krähen zum Gegenstand einer experimentellen, künstlerischen Feldforschung und zeitgleich zu Stadtführer*innen der zwei sehr verschiedenen Städte werden. In diesem und im nächsten Semester bietet Lilli Kuschel das Seminar »Neue Perspektiven, Tiere in der Stadt« an, seit  diesem Semester leitet sie das Seminar »Neue Perspektiven, Tiere in der Stadt«, welches sie in ihrem Vortrag vorstellt. Hauptaspekt ist die Beschäftigung mit dem Klimawandel und dem Artensterben als neue Narrative, um die menschliche Dominanz und das Beherrschen der Natur zu hinterfragen.

Die letzte Sprecherin des Abends ist die an der UdK Berlin lehrende Professorin für Kunst und Kulturgeschichte am Studiengang Architektur Prof. Dr. Susanne Hauser. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen auf der kulturwissenschaftlichen Architekturforschung sowie der Geschichte und Natur der Stadt und der Landschaft. Die Bilder der Wildnis, so Hauser, haben in den letzten Jahrzehnten ebenso große Wandlungen erfahren wie die Vorstellungen über Natur und Zivilisation. Stabil geblieben sei dabei jedoch immer ein Aspekt: die Wildnis, sei das Andere und existiere immer nur im Gegensatz zu Struktur oder Situationen die verständlicher und kontrollierbarer wären. Die Beziehungen zur Wildnis bewegen sich zwischen Liebe und Angst, die Wildnis ist ambivalent.  Sie fährt fort mit historischen Betrachtungen über das Konzept der Wildnis und landet schließlich bei den »Konjunkturen der Wildnis nach 1968«. Das Jahr 1968 wählte sie, da zum Ende der sechziger Jahre durch die Kritik an der Konsumgesellschaft ein Wandel in Bezug auf das Verständnis von Wildnis stattgefunden hat.

Normalerweise hätten wir nach diesen spannenden und wieder einmal perspektivenreichen vier Vorträgen auf das Thema »Natur«, unseren Gästen bei einem Getränk die Möglichkeit gegeben sich noch einmal en Detail auszutauschen, innerhalb von persönlichen Gesprächen in die Tiefe zu gehen. Da dies zurzeit leider nicht möglich ist, haben wir im Anschluss an diese Talks alle Anwesenden in einen virtuellen Raum eingeladen. Hier haben im »Hybrid Garten« und an der »Hybrid Bar« anregende Gespräche stattgefunden.

Rosa