Roundup: Hybrid Talks #40 zum Thema »Transparenz«

Christoph Gengnagel eröffnete vor einer Woche die 40. und bisher wahrscheinlich ungewöhnlichsten Hybrid Talks zum Thema »Transparenz«. Für das Jahr 2020 gar nicht mehr ungewöhnlich fanden die Talks als Live-Übertragung und in unserem »temporären Studio« dem Hybrid Lab statt. Besonders waren sie außerdem, denn sie waren Teil der diesjährigen Berlin Science Week.

Jürgen Schulz, Professor für strategische Kommunikationsplanung im Studiengang Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation, hat die in Kooperation mit der Hybrid Plattform stattfindende Ringvorlesung »Wer nicht denken will, fliegt raus.« ins Leben gerufen und ist Redakteur der Kulturzeitschrift »Ästhetik und Kommunikation«. Seit Beginn der Corona-Krise publiziert er zudem regelmäßig in dem Blog für konstruktive Radikalität »Bruchstücke«.
Zu Beginn seines Kurzvortrages, mit dem ursprünglichen Titel »Vertrauen statt Transparenz«, betont er, dass er im Widerspruch zu diesem Titel ein Fan vom Begriff der Transparenz ist und sich diese sogar in vielen Situation wünscht – zum Beispiel wenn es um Wahlen in den USA geht. Transparenz sei die Lösung für Unsicherheiten, sie führe zu Überschaubarkeiten, gegen die sich ja nichts sagen ließe. Doch. So schreibt der Philosoph Marcus Steinweg »Quälender als das Missverstehen ist das Verstehen«, denn dieses wäre zu leicht und führe zu nichts. In Anlehnung an dieses Zitat bricht Jürgen Schulz im Verlauf seines Vortrags eine Lanze für die Intransparenz, sodass dieser den neuen Titel »Apologie der Intransparenz« durchaus gerecht wird.

Meike Hopp, studierte zunächst Kunstgeschichte, Theaterwissenschaften und klassische Archäologie an der LMU in München. Ihre Promotionsarbeit hatte die nationalsozialistische kontaminierte Geschichte der Kunsthandlung zum Thema. Provenienzforschung ist seitdem ihr Schwerpunkt, unter anderen im Rahmen einer Ausstellung des jüdischen Museums in Frankfurt am Main, als auch innerhalb ihrer Arbeit als Vorsitzende des Arbeitskreises Provenienzforschung e.V. Sie ist Juniorprofessorin für das neue Fachgebiet Digitale Provenienzforschung an der Technischen Universität Berlin.
Kulturgüter sind Produkte. So die kurze These mit der sie ihren Vortrag beginnt. Kulturgüter kursieren immer. Kulturgüter werden von menschlichen Akteuren übergeben. Dabei entstehen Knotenpunkte, die sich nachvollziehen lassen.  Aufgabe der Provenienzforschung ist es die Spuren dieser Besitzwechsel, ausfindig zu machen, sie zu untersuchen, sie zu kontextualisieren, sie transparent zu machen.

Als Physiker ist der dritte Sprecher des Abends, Stefan Eisebitt, als Forschender und Lehrender am Fachgebiet für Laserphysik an der TU Berlin tätig und gleichzeitig Direktor am Max-Born-Insitut für nicht lineare Optik und Kurzzeitspektroskopie in Adlershof. Vor seiner Tätigkeit in Berlin hat er in Vancouver, Stanford und Lund geforscht und beschäftigt sich schon sehr lange mit neuartigen Abbildungsverfahren von Röntgenstrahlen.
Der Titel seines Vortrages beschreibt genau das, nämlich wie man mit Röntgenstrahlen beziehungsweise Holografie »Dreifach Unsichtbares sehen« kann, indem sie ermöglichen relativ kleine Prozesse sichtbar zu machen.

Nach einem Studium der Mode in Antwerpen hat Valeska Schmitt-Thomsen als Leiterin in großen Modeunternehmen wie Chanel und Helmut Lang zu den Themen Produktion und Entwicklung der Mode gearbeitet und hat auch für Gucci Produktionen gemanagt. Seit 2019 ist sie Dekanin an der Fakultät Gestaltung der Universität der Künste und vertritt das Institut experimentelles Bekleidungs- und Textildesign.
In ihrem Vortag beginnt sie mit einer Krtik der westlichen Modebranche, denn diese zelebriere Designerstatus und die exzessive Bildung von Markenidentität. Sie lobt das Aufzeigen von missgünstiger Herkunft, Herstellung, Produktions – und Lieferketten von Textilien, das zu einem weitverbreiteten Wissen über die Klimafeindlichkeit der Mode führt und einen darstellt, dass Mode einen grundlegenden Beitrag zu heutigen systemischen Problemen beiträgt. Trotzdem sei die Mode noch weit entfernt von entscheidenden Transformationsprozessen. Hierfür benötige es einen Prozess des Transparenzmachens, für den sie im Verlauf ihres Vortrages einige Strategien aufzeigt.

Vor zehn Jahren hat Elena Schütz nach ihrem Abschluss in Architektur an der UdK Berlin zusammen mit zwei weiteren Architekten die Studiogemeinschaft »something fantastic« gegründet. Der Schwerpunkt der Gemeinschaft liegt auf nicht disziplinären Designpraktiken innerhalb von Publikationen, Ausstellungs- und Möbeldesign und Entwürfen für Gebäude jedoch auch auf Diskussionen der Stadtplanung und Lehraufträgen.
Ihren Vortrag leitet Elena Schütz ein, indem sie, ähnlich wie ihre Vorrednerin, auf die Verantwortlichkeit in Bezug auf die Klimakrise ihrer Branche eingeht. Architekten, so ihre Meinung, sind Expert*innen beziehungsweise Berater*innen des Bauens. Sie sollten aber auch zu Expert*innen und Berater*innen für weniger bauen, nicht bauen und günstiger bauen werden. Sie sollten Kunden bei der Suche nach der Antwort auf die Frage »Wie viel bauen ist nötig?« unterstützen.

– Rosa