Bei unseren 34. Hybrid Talks haben wir uns selbst vor die Herausforderung gestellt, dem Imaginären der Kreativität auf die Spuren zu kommen. Unsere SprecherInnen aus unterschiedlichen Disziplinen, haben versucht die »Kreativität« über Blickwinkel der Philosophie, der Ästhetischen Bildung und der Künste, ein wenig konkreter einzufangen.
Prof. Dr. Simone Mahrenholz findet ihren Zugang zur Kreativität über einen philosophischen Ansatz und spricht in ihrem Vortrag über »Black Box Kreativität«. Einen Vorgang also, den wir in seiner Struktur nicht sichtbar begreifen können, über den es sich aber durchaus lohnt zu sprechen. Wir können in die Black Box zwar nicht hineinsehen, uns aber durchaus Gedanken über den Prozess machen, der zur Kreativität hinführt. Dafür verweist Mahrenholz auf das 4 Phasen-Modell (1. Präparation, 2. Inkubation, 3. Illumination, 4. Verifikation) von Graham Wallace, bei dem vor allem die 2. Phase der Inkubation die entscheidende Rolle spielt: Kreativität passiert nämlich genau dann, wenn wir gar nichts denken & tun und uns eine Pause einräumen. Während wir uns bewusst von etwas abwenden, geht das Gedankenspiel im Hinterkopf weiter. Dies bringt eine veränderte Ausgangslage für ein Problem mit sich und lässt die Möglichkeit einer Lösung aufblitzen. Ihr Fazit: Kreativität braucht Zeit zum inkubieren!
Prof. Dr. Kirsten Winderlich leitet seit 2012 an der UdK Berlin die "grund_schule der künste", ein raumbezogenes Lehr- und Forschungsmodell. Während unserer 34. Hybrid Talks, spricht sie von ihrer persönlichen Antriebskraft für dieses Projekt der Ästhetischen Bildung, welche unter anderem aus dem Mangel von Perspektivwechseln und künstlerischem Zugang in Schulbüchern hervorging. Kinder sollen sich unsere Welt, über diese Bücher erschließen, haben aber keine Möglichkeit daraus etwas Eigenes hervorzubringen, Unerwartetes zu entdecken und einen Perspektivwechsel zu wagen. So stand zu Beginn des Entwicklungsprozesses des Sprachbildungsbuches die Idee der Leerstelle, welche nicht nur die Linearität des Erzählflusses bricht, sondern auch als produktive Lücke Platz schafft für eigene Geschichten, Erfindungen oder Umschreibungen und somit die eigene Rezeption fördert.
Monika Grzymala arbeitete als Bildhauerin, Zeichnerin und Installationskünstlerin und bereichert unseren Abend mit der künstlerischen Perspektive auf das Thema: »Raumzeichnung: Von der Hand geführtes Denken im realen und virtuellen Raum«. Grzymala gibt uns einen Einblick in ihren persönlichen Kreativitätsprozess und berichtet von ihrer Entwicklung einer neuen Ausdrucksform. Sie arbeitete zu Beginn ihres Studiums sehr gegenständlich, lebensecht und farbig in Bezug auf ihre Skulpturen und überlegte sich sinnvolle Raumanordnungen um diese zu präsentieren. Um ihrer Kunst jedoch mehr Tiefe zu verleihen, suchte sie nach neuen Wegen, ihre Arbeit anders zu sehen und auszudrücken. Während eines Studiums bei Bogomir Ecker an der HBK Hamburg entwickelte sie ihr erste Raumzeichnung, durch eine Linie, welche ihren Startpunkt in einem Notizbuch fand und ihren Lauf auf Grzymalas eigenen vier Wände nahm.
Prof. Dr. Günter Abel kommt aus der theoretischen Philosophie und spricht in seinem Vortrag über »Das Rätsel der Kreativität«. Zu Beginn seines Vortrags stellt er zunächst die Unterscheidung in etwas "Neues" und etwas "Neuartiges" an - wobei das "Neue" in die Welt tritt, ohne zuvor schon dagewesen zu sein und somit eine radikale Kreativität in sich trägt, die in der Lage ist, alte Muster zu durchbrechen und das "Neuartige", was bisherige Elemente nach bisher bekannten Regeln neu kombiniert. Eine dritte Art der Kreativität, nennt er die "Intuitive Kreativität", welche sich mit Dingen des alltäglichen Lebens und dem Vertrautem befasst. Aber egal von welcher Form der Kreativität wir ausgehen, wir müssen laut Abel ein gründliches Wissen haben, Neues ausprobieren wollen, unterschiedliche Beschreibungsebenen beziehen und adressieren können und in der Lage sein, Mechanismen aus einem Bereich auch auf andere transformieren zu können.
- Lena