Roundup: Hybrid Talks XVII & Showcase »Mensch-Technik-Interaktion«

Wie wirkt sich die Schnittstelle zwischen Technik und Mensch auf Wahrnehmungen, Handlungszusammenhänge, Wertvorstellungen und gesellschaftliche sowie technische Prozesse aus? Welchem Wandel wird sie unterzogen? In fünf Impulsvorträgen sowie in einem Showcase wurde bei den Hybrid Talks am 7. Mai die Vielfalt der Fragestellungen im Kontext der Vernetzung und Verschmelzung des Technoiden und Humanen aufgezeigt und ihre Produktivität für transdisziplinäre Projektarbeit veranschaulicht und erlebbar gemacht.

apl. Prof Dr. Christoph Asmuth zeigte aus philosophischer Perspektive die Entwicklung der Prothetik als exemplarisch für eine zugleich kompensatorisch und optimierend eingesetzte Mensch-Technik-Interaktion auf. Immer neue technische Möglichkeiten verorten darin die menschliche Körperlichkeit neu, transformieren sie gar bis hin zum positivistisch erfassten »Körper als Ding unter Dingen«.

Dr.-Ing. Ivo Boblan stellte am Beispiel nachgiebiger Aktoren heraus, wie vor dem Hintergrund der Bionik bestehende technische Fragestellungen durch eine »Abstraktion der belebten Natur und Übertragung in technische Systeme« lösbar werden. Als Bestandteil von Regelungssystemen setzen Aktoren elektrische Signale in mechanische Energie wie Bewegung, Druck oder Temperatur um. Nach dem Vorbild der Biologie menschlicher Muskeln bieten nachgiebige Aktoren im Bereich der Mensch-Roboter-Interaktion die Möglichkeit, Bewegungsabläufe flexibler und dynamischer zu gestalten.

Ph.D. Christina Dicke thematisierte anhand von unterhaltsamen Beispielen – wie einer Müslipackung mit Warnsystem für Allergiker – die fundamentale Komplexität, die einer Entwicklung von Prototypen für das Internet der Dinge zugrunde liegen. Als Internet der Dinge versteht man die Vernetzung physischer Dinge und virtueller Objekte, die durch Sensoren und eingebettete Computertechnik zu nutzerfreundlichen intelligenten Gegenständen werden. Um erfolgreich derartige technische Entwicklungen auf den Markt zu bringen und sich auf diese Weise neue Service-Ecosysteme um physische Objekte herum zu erschließen, sei es notwendig, bereits im Zuge des Prototypings eine Vereinbarkeit von drei Faktoren anzustreben: die unternehmerischen Zielsetzungen (Business Modelle), den Nutzen für AnwenderInnen und die technische Machbarkeit.

Prof. Kora Kimpel stellte aus einer gestalterischen Perspektive die Frage nach der Rolle des Menschen und der Nutzerperspektive im Kontext von Prototyping und technischen Entwicklungen sowie deren Auswirkungen auf den gesamtgesellschaftlichen Diskurs. Ihr Vortrag zeigte die Notwendigkeit auf, die Nutzerperspektive bereits im Prozess der Entwicklung von Prototypen einzubinden. Kora Kimpel stellte anhand von Projekten, die in langjähriger Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Center for Responsible Research and Innovation entstanden, drei mögliche Formate für die Entwicklung von Prototypen und deren Relevanz für verschiedene Entwicklungsstadien auf: Design-Prototyping, Co-Prototyping sowie Participatory Prototyping.

Prof. Dr. Marc Kraft bot abschließend einen Einblick auf Benutzerschnittstellen im Bereich der Medizintechnik. Hier werfen die Aspekte Gebrauchstauglichkeit und Sicherheit zentrale und bei der Entwicklung zu beantwortende Fragen auf. Weil »nicht nur der Nutzer die Technik einsetzt, sondern auch das Objekt des Technikeinsatzes ein Mensch ist«, definierte Marc Kraft die komplexe Relation zwischen Mensch und Technik im Bereich der Medizintechnik als »Mensch-Technik-Mensch-Interaktion«. Am Beispiel der Orthese, einem orthopädischen Hilfsmittel aus der Rehabilitationstechnik, verdeutlichte er, wie hilfsmittelabhängige (Zugkräfte, Mikroklima) ebenso wie nutzerabhängige Interaktionen (Therapieverhalten, Lifestyle) eine Rolle spielen und auf welche Weise geeignete Prüfmethoden für Mensch-Technik-Mensch-Interaktionen zu einer Weiterentwicklung beitragen können.

In dem begleitenden Work in progress Showcase waren die Teilprojektergebnisse von »Rethinking Prototyping« zu sehen. Die Ausstellungsstücke machten vor Ort exemplarisch deutlich, wie mannigfaltig die Interaktion zwischen Menschen und Technik ausfallen kann: Beyond Prototyping zeigte Gegenstände (Ring, Lampe, Tischplatte) mit aus individuellen Daten algorithmisch generiertem Design, die mit Rapid-Manufacturing-Technologien hergestellt wurden. Die Technik des Blended Prototyping erlaubte es Besuchern, ihre Ideen in einer kreativen Diskussion als Handzeichnungen zu entwickeln, aus welchen sofort mobil testbare Software-Applikationen generiert wurden. Hybrid Prototyping verband digitale und physische Prototypenelemente in der virtuellen Realität, wodurch ein ganzheitliches, realitätsnahes Erleben des künftigen Produkts möglich wird.

- Larissa

 

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