Roundup: Hybrid Talks & Showcase »Rethinking Prototyping«

© Stephanie Neumann

Mittlerweile bin ich seit anderthalb Jahren als studentische Mitarbeiterin bei der Hybrid Plattform tätig. Mindestens ebenso lang existiert bereits das Projekt »Rethinking Prototyping«, gefördert von der Einstein Stiftung Berlin. Es gliedert sich in drei interdisziplinär besetzte Forschungsgruppen: »Hybrid Prototyping« beschäftigt sich mit der kombinierten Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen. Bei »Blended Prototyping« werden mobile Interfaces entwickelt. »Beyond Prototyping« testet den Einsatz von Rapid-Manufacturing-Technologien bei der Produktion von Einzelstücken.

Während eines Showcase und in fünf interessanten Vorträgen konnten die Gäste der Hybrid Talks XIII am 22. Mai 2014 einen umfassenden Einblick in ein mittlerweile beeindruckendes Projektausmaß sowie in weitere Anwendungszusammenhänge des Prototypings gewinnen.

Den Anfang der Präsentation an diesen spannenden Abend machte Johann Habakuk Israel, indem er den Weg zum fertigen Prototyp auf die wesentlichen Schritte herunterbrach: Ausgangspunkt jedes Prototyping-Prozesses ist in der Regel die Geste als äuße-res, flüchtiges Modell. Dieses findet im Weiteren in der Skizze eine unscharfe, noch recht detaillose und immaterielle Fixierung. Letztlich stellt der Prototyp eine konkretere, aber immer noch unfertige materielle Ausprägung der Grundidee dar.

Moritz Fleischmann sah es so: »In der Architektur gab es schon immer Prototypen.« Auch heute nutzen Architekten prototypische Modelle noch immer zur Sichtbarmachung und zum Test von Ungebautem oder auch als Leitbilder. Durch jahrelange Erfahrung im Umgang mit Prototypen kommt in der modernen Architektur das prototypische Modell dem Raumerlebnis Stück für Stück näher.

Konrad Exner und Boris Beckmann-Dobrev bieten anstelle eines Produktes prototypische Dienstleistungen als Lösungen für existierende Fragstellungen an. Doch wie können diese Lösungsstrategien in einer frühen Entwicklungsphase erfahrbar gemacht und getestet werden? Ihre Idee zum »Smart Hybrid Prototyping« bietet darauf eine Antwort.

Simon Deeg und Andreas Picker haben es sich zur Aufgabe gemacht, Maschinen im öffentlichen, urbanen Raum zu »sähen«, um in Interaktion mit Passanten zu treten. Proto-typisches Beispiel ist das Projekt »local time«, bei dem sie mit »Zug«-Luft betriebene Uhren in U-Bahn Stationen installieren, um die verschobene Zeitwahrnehmung beim zu lang erscheinenden Warten auf den ÖPNV und der deutlich schneller vergehenden Ein- bzw. Abfahrt des Zuges zu verdeutlichen. Alle urbanen »Hobby-Gärtner«, die auch bereit sind, weitere Uhren zu »sähen«, finden die 3D-Druckdatei von »local time« hier. Auf eine ertragreiche Ernte!

Für Luis Berrios-Negrón sind Schildkröten, englisch »turtles«, Tiere mit prototypischem Charakter. Sie sind nicht nur schwerfällig und langsam, sondern auch inspirierend genug um Gegenstand seiner Master-Thesis gewesen zu sein. Hybrid Plattform darf sich glücklich schätzen, eine personalisierte »turtle«-Konstruktion in Form eines Schranksystems ab sofort sein Eigen und ersten Einrichtungsgegenstand des Hybrid Labs nennen zu dürfen, in dem erstmalig die Hybrid Talks stattfanden.

Doch mit der letzten Präsentation war der Abend noch lange nicht vorüber. Jetzt hieß es Entdecken, Staunen und Ausprobieren – und zwar beim »Hybrid Showcase«. Einige Gäste hatten die Ausstellungsobjekte bereits vor den Hybrid Talks erkundet, doch die meisten fanden erst im Anschluss Zeit dafür (– nicht zuletzt aufgrund des strahlenden Sommersonnenscheins, der unserer Veranstaltung fast einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte).

Auch ich mischte mich unter die Gäste und ließ mir das ein oder andere Projekt genauer erklären, probierte es aus und wiedermal fiel mir nicht vielmehr als ein einfaches »Wow« ein. Doch manchmal ist das schon genug, den ein – oder in meinen Falle diverse »Wow«-Erlebnisse gibt es heute auch nicht mehr alle Tage. In diesem Sinne: »Heureka«, liebes »Rethinking Prototyping«-Team!

- Theresa

Und hier können Sie sich die Vorträge noch einmal anhören.