Roundup: Hybrid Symposium »Digitale Selbstvermessung«

Das Hybrid Symposium »Digitale Selbstvermessung« entstand in Zusammenarbeit mit Third Wave. Peter Bihr, Mitgründer der Berliner Strategieagentur, schrieb für uns das Roundup.

Neue Themen brauchen neue Räume

Neue Themen brauchen neue Räume. Mit der Hybrid Plattform ist in Berlin ein Raum entstanden, in dem sich Ideen entfalten und manifestieren können.

Wir, also Third Wave, sind eine kleine, spezialisierte Strategieberatung. Im Kontext unserer Arbeit gehört es zum täglichen Geschäft, nicht nur Trends hinterher zu rennen, sondern neue Entwicklungen frühzeitig zu erkennen, zu analysieren und aktiv mitzugestalten. Wir veranstalten, kuratieren und unterstützen regelmäßig Events, die helfen, Themen aus der Nische der Innovatoren in die Gruppe der Early Adopter hineinzutragen. Wir verbreiten Ideen und Gedanken mit dem Ziel, Innovation – die Zukunft! – gleichmäßiger zu verteilen.

Vor einigen Jahren war das dominante Thema Social Media, im letzten Jahr haben wir mit der Cognitive Cities Conference die Zukunft vernetzter Städte untersucht.

Die digitale Selbstvermessung

In diesem Jahr steht alles im Zeichen des sogenannten Quantified Self, der Selbstvermessung und -analyse durch Sensoren mit dem Ziel, ein besseres Verständnis des eigenen Verhaltens zu entwickeln. Die Bandbreite reicht dabei vom einfachen Schrittzähler über detaillierte Analysen des Ernährungsverhaltens bis hin zur künstlerischen Bearbeitung des Themas. Das Symposium »Digitale Selbstvermessung«, das wir gemeinsam mit der Hybrid Plattform ausgerichtet haben, hat diese Thematik aufgegriffen und beleuchtet.

Die Hybrid Plattform war hierfür der perfekte Partner. Einerseits ist sie verknüpft mit einem exzellenten akademischen Netzwerk, andererseits bereit, organisatorisch und praktisch mit anzupacken. Gemeinsam konnten wir so eine spannende Veranstaltung produzieren, bei der von den Inhalten bis zur Stimmung über die Organisation alles toll gepasst hat!

Wir schreiben gemeinsam die Regeln

Aus der Veranstaltung heraus ist ein Forum entstanden, das die Vernetzung der beteiligten und interessierten Parteien fördert und vorantreibt. Bei emergenten Themen und Technologien, deren gesellschaftlichen Einfluss wir heute nur im Ansatz erahnen können, ist es diese Art der Vernetzung, die unersetzlich ist. Nur wenn die relevanten Parteien zusammenkommen und diskutieren, Chancen und Risiken gemeinsam bewerten und die Befunde in die breitere Öffentlichkeit tragen, können wir gemeinsam die Grundregeln mit schreiben, auf deren Basis wir uns als Gesellschaft eines neuen Phänomens annehmen wollen.

Im Falle der digitalen Selbstvermessung wird deutlich, was ich meine: Verschiedene Denkschulen betonen entweder die Potenziale zur Selbstoptimierung oder aber Gefahren für die Privatsphäre. In den Medien kommt das Thema erst langsam an und wird kontrovers diskutiert, häufig fällt das Wort »Freak« als Beschreibung der Nutzer der Selbstvermessungstools. Anders gesagt, wir sehen hier ein gutes Beispiel für eine kontroverse Debatte.

Innovation entsteht an der Schnittstelle von Kunst und Technologie

Wie so häufig lohnt sich bei kontroversen Themen besonders der Blick auf zwei Bereiche. Erstens, der künstlerisch-gestalterische Bereich. Mit dem Vortrag der UdK-Professorin Kora Kimpel und den Werken, die ihre Studierenden geschaffen haben, konnten wir kritische, provokante und spielerische Explorationen der digitalen Selbstvermessung sehen. Die ausgestellten Werke treiben das Thema gleichzeitig aktiv voran und hinterfragen die Grundannahmen kritisch – so soll und so muss es sein. Zweitens, die Welt der Technologie und der Start-ups. Wir konnten in einer Reihe von Vorträgen sehen, welche technologiebasierten Experimente und Trends sich mit der Selbstvermessung und -analyse beschäftigen. Technologen neigen dazu, die technische Machbarkeit als Maßstab anzulegen, hier geht es darum, Grenzen zu überwinden – andere, aber artverwandte Grenzen als die eher ästhetisch-ethischen Grenzen, mit denen sich die Künstler eher beschäftigen.

Bei unserer Veranstaltung konnten wir beide Welten miteinander konfrontieren und einen Forum schaffen für Austausch und gegenseitige Inspiration. Ein persönlicher Favorit, der beides vereinte: Ein Workshop, in dem die Teilnehmer selbst einen Lügendetektor bauen konnten.

Aus unserer Sicht als Unternehmen der vielzitierten Berliner Kreativwirtschaft möchte ich mich für die konstruktive, produktive und vor allem unbürokratische Zusammenarbeit bedanken. Beim großartigen Team der Hybrid Plattform, bei Anja Mante (EICT) und Udo Bub (EIT ICT), bei den Sprechern und Workshopleitern, den Studierenden von TU Berlin und UdK Berlin für ihre Beiträge und natürlich bei den TeilnehmerInnen für die aktiven und spannenden Diskussionen. Die Hybrid Plattform ist eine Bereicherung für die Berliner Wissenschafts- und Kreativszene.

Wenn wir uns das nächste Mal treffen, werden wir nicht nur sehen, wie sich der Diskurs weiter entwickelt hat, wir können hoffentlich auch ein paar Messdaten vergleichen. Also Schrittzähler in die Hosentasche und los!

Peter Bihr

Symposium verpasst? Hören Sie es hier nach.