PushMi PullYu

© Rendering by Hyphen-Labs

© Rendering by Hyphen-Labs

Im Zuge der BerlinArtWeek hat am 11. September die Ausstellung des Hyphen Labs in den Räumen der Schering Stiftung eröffnet. Die Ausstellung »PushMi PullYu« läuft noch bis zum 22. November und fragt sich durch sensomotorische Maschinen die sich durch den Ausstellungsraum bewegen »Who is pushing?«/ »Who is pulling?« (»Wer zieht?«, »Wer drückt?«).

Als ich einen Tag nach der Eröffnung den abgedunkelten Ausstellungsraum der Schering Stiftung betrete war meine erste Reaktion mir ein leichtes Schmunzeln zu verkneifen. Die sensomotorischen Maschinen die sich da in einem abgegrenzten Viereck auf dem Boden bewegten erinnerten mich stark an Staubsaugerroboter an denen man reflektierende Ballons angebracht hatte, durch die sich der Effekt der blau-lilafarbene Lichtinstallation spiegelte. Die scheinbar willkürliche Bewegung der Maschinen auf dem Boden ergänzt die Bewegung der Ballons in der Luft, angetrieben durch einige Ventilatoren am Rand des Vierecks. Nach einigen Momenten Beobachtung der Szenerie aus Schattenspiel, Robotern und Ballons wird jedoch erkennbar, dass das Ganze gar nicht so beliebig ist wie es zuerst scheint – tatsächlich fügt sie das rätselhafte Szenario zu einem Muster, zu einer Choreografie, die von den Besuchenden beeinflusst werden kann.

Die Beobachtung der Roboter zeigt zum einen Phänomene aus der Natur, der Schwarmintelligenz auf und zum anderen war eine Studie des Neurowissenschaftlers John Dylan Haynes für die grundsätzliche Entwicklung der Idee zu den Maschinen relevant.

John-Dylan Haynes ist Professor am Bernstein Center for Computational Neuroscience an der Charité Berlin. Bereits im Jahr 2008 hat er in experimentellen Studien nachgewiesen, dass sich relevante Hirnsignale schon zehn Sekunden vor einer bewussten Entscheidung im menschlichen Gehirn nachvollziehen lassen.

Mit der Installation lädt Hyphen Labs nun dazu ein, über unser Bewusstsein und die menschliche Entscheidungsfindung nachzudenken. Die Roboter sind dabei in der Lage sowohl miteinander zu interagieren als auch auf das Publikum zu reagieren.

Eine Reaktion kann vom Publikum über zwei Trittknöpfe am Boden ausgelöst werden. Bei Auslösung ändert sich das Farbspiel der Ausstellungsfläche. Dies wird von den Robotern wahrgenommen und als Impuls wahrgenommen ihr Verhalten zu ändern, eine andere Entscheidung zu treffen. So kommt es zu immer neuen Formationen im Raum.

Für die Installation hat Hyphen Labs mit der Schwarmforscherin Dr. Mary Katherine Heinrich und dem Design- und Technologiestudio Kai Labs zusammengearbeitet, um (ja, tatsächlich) Saug- und Wischroboter für den Hausgebrauch so neu zu programmieren, dass sie auf die roten und blauen Lichtimpulse reagieren können.

Die Ausstellung hinterfragt das Wechselspiel zwischen Determinismus und einem freien Willen, zwischen Individuum und Gruppe, Mensch und Maschine und wirft zugleich neue Fragen auf: Wie treffen wir Entscheidungen? Wer beeinflusst uns beim Treffen von Entscheidungen und in welchem Maße? Welche zusätzliche Rolle spielen, neben unserem sozialen Umfeld, Maschinen beziehungsweise Künstliche Intelligenz? Wie groß ist der Handlungsspielraum für uns als Individuen?

Hyphen Lab ist ein 2014 von der Kreaivdirektorin & Bauingenierin Carmen Aguilar y Wedge und der Architektin Ece Tankal gegründetes internationales Kollektiv, welches an den Schnittstellen von Technologie, Kunst, Wissenschaft und Zukunft arbeitet. Die breitgefächerte Expertise des Teams, nutzt es um vor allem auf Grundlage naturwissenschaftlicher Forschung Werke zu erstellen, die technologische Innovationen aufzuzeigen und sich mit aktuellen gesellschaftlichen Diskursen auseinanderzusetzen.

– Rosa