Verbindungen leben von Reibung – Das Projekt Rooftop mit 40 Teammitlgiedern

Image Rooftop Project

© Rooftop

Wie fanden ca. 40 Studenten und Auszubildende verschiedener Disziplinen und Institutionen zu dem Projekt Rooftop? Wie fanden sie zwischen Dezember 2012 und Juni 2014 zueinander?

28. Juni 2014. Eröffnung des Solar Decathlon Europe in Versailles, Frankreich. Diese einfache Information lieferte uns ein klares, unumstößliches Ziel, das am Anfang in weiter, unbedeutender Ferne lag und uns gegen Ende überdeutlich zu übermannen drohte. Denn zu diesem Zeitpunkt musste ein bewohnbares Haus stehen. Ein Haus, das den normierten Sicherheits- und Wohlfühlstandards entspricht, die ästhetischen Ansprüche erfüllt, dem im Wettbewerb simulierten Bewohner gerecht wird und den Jurys gefällt.
Nachts in einem Seminarraum der UdK. Frühmorgens in der Peter-Behrens-Halle der TU. Vormittags in den Werkstätten der Knobelsdorffschule. In diesem langen Prozess, in dem Entwurf und Bau aufgrund der mangelnden Erfahrung bis zum Ende in einem sehr engen Wechselspiel standen, hatten wir immer Räumlichkeiten zur Verfügung, in denen sich alle Akteure treffen konnten. (Denn wiewohl das Internet Technologie schafft, die das Arbeiten noch stärker von Raum und Zeit entkoppelt als Hochgeschwindigkeitszüge, scheinen sich Start-ups immer noch an speziellen Orten zu versammeln.) Für uns war die räumliche Enge und zeitliche Freiheit essentiell: Ideen trafen aufeinander, wir konnten am Objekt arbeiten. Gleichzeitig verdichteten sich die Informationen – wer nicht vor Ort war, war nicht auf dem neuesten Stand. Dateien tauschten wir zwar über das Internet aus, nicht aber jeden Gedanken.

Auf dem engen Raum entstanden natürlich Reibungen, auf fachlicher wie auf persönlicher Ebene. Verlegtes Werkzeug, liegen gelassenes Essen, aufgeräumte Unterlagen; 15er oder 20er Schraubenkopf, Farbton der Fensterrahmen, Waschbeckenmodell. Dabei wuchsen wir zusammen, wurden wir zu einema Team. Ein gemeinsames Ziel vor Augen, ein gemeinsames Essen hinter sich und ein gemeinsam zu gestaltendes Objekt in der Hand. Baukonstruktiv könnte man sagen, Verbindungen leben von Reibung.
Das erste Ziel, der Wettbewerb, liegt hinter uns. Wir alle haben andere zeitweise vernachlässigte Ziele wieder in Angriff genommen, Studienabschlüsse zum Beispiel. Was bleibt sind die Verbindungen. Über Disziplinen hinweg, über Ausbildungsstätten hinweg, Disziplinen verbindend, Ausbildungsstätten verbindend. Mit einem Wiederaufbau des Hauses würde der Campus Charlottenburg ein Symbol für diese Verbindungen setzen und einen zentralen Ort für weitere transdisziplinäre Zusammenarbeit schaffen.

– Simon Madlener

Team Rooftop, Hybrid Projekt von Oktober 2013 bis Juli 2014, war der gemeinsame Wettbewerbsbeitrag zum Solar Decathlon Europe 2014 der Universität der Künste Berlin, der Technischen Universität Berlin und der Knobelsdorffschule. Das Team gewann den vierten von zwanzig Plätzen, den Sonderpreis Studentische Projekte des Solarenergiefördervereins Bayern, und ist im Mai 2015 eines der drei nominierten Projekte für die GreenTec Awards in der Kategorie Urbanisierung.