Welche gemeinsamen Herausforderungen sehen Wissenschaftler*innen und Akteur*innen aus Gesellschaft und Politik beim Thema „Künstliche Intelligenz und Gesellschaft“? Im TransImpro-Workshop von #Berlinforschtmit - Das Research Forum Berlin Citizens der Berlin University Alliance am 21.6.2023 gingen die Teilnehmenden dieser Frage mit Techniken aus dem Improvisationstheater nach.
Gerade zu Beginn einer transdisziplinären Forschung, in der Phase des Co-Designs, geht es darum, die verschiedenen Perspektiven, persönlichen Bezüge, Expertisen und Wertevorstellungen der gemeinsam Forschenden aufzudecken, um gemeinsame Anknüpfungspunkte und Interessen zu entdecken. Improvisation bietet einen Zugang zu implizitem Wissen, es regt an, sich positiv auf die anderen Teilnehmenden zu beziehen und spielerisch Interaktionen und Aushandlungen zu schaffen. Dabei spielt eine dem Improvisationstheater typische Grundhaltung eine zentrale Rolle: sich mit einem „Ja, und …“ positiv aufeinander zu beziehen statt mit einem „Ja, aber …“ die Rede des Vorredners anzuzweifeln.
Die Teilnehmenden fokussierten sich in ihren Improvisationen und Reflexionsbeiträgen auf die Potentiale von Künstlicher Intelligenz (KI) für die Gesellschaft: KI sollte dazu beitragen, aktuelle gesellschaftliche und individuelle Dysfunktionalitäten oder Mängel auszugleichen. Als eine zentrale Herausforderung sahen die Teilnehmenden die fehlenden Räume für aktive Teilhabe von Gesellschaft an der Entwicklung und dem Einsatz von KI an. Dieses realweltliche Problem, könnte ein Ausgangspunkt für weitere transdisziplinäre Forschung sein. Dabei stand der Wunsch nach realen und virtuellen Räumen und Orten für Bildung, gemeinsames Lernen und dem Abbau von Diskrepanzen zwischen Wissenden und Nicht-Wissenden für die Teilnehmenden im Fokus. Als zweiten wichtigen Punkt diskutierten die Teilnehmenden den gesellschaftlichen Diskurs über KI, welcher die Dynamik der technischen und gesellschaftlichen Entwicklung bestimmt. Diesen Diskurs zu ermöglichen, zu gestalten und mit relevanten Stakeholdern aus Wissenschaften, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, aber vor allem auch mit der Bevölkerung zu führen, wurde als eine weitere wichtige Herausforderung diskutiert.
Von den Teilnehmenden besonders positiv herausgestellt wurde der künstlerisch-kreative Zugang, der nicht nur Spaß gemacht, sondern auch Beziehungen zwischen den Teilnehmenden hergestellt hat, die für weitere transdisziplinäre Forschung genutzt werden können. Besonders begeistert waren die Teilnehmenden über den positiven Diskurs über KI und ihre Potentiale für die Gesellschaft, vor allem auch, weil in anderen Formaten oft Dystopien und Ängste im Vordergrund stehen.
Der TransImpro-Workshop basiert auf den von Berliner*innen bei #Berlinforschtmit eingereichten Fragen und Themen, die aus ihrer Sicht vertiefend erforscht werden sollten (www.berlinforschtmit.de). Die Improvisationsübungen wurden gemeinsam mit den Schauspieler*innen Luise Grell und Aldo Spahiu entwickelt und von ihnen angeleitet. Anne Lehmann unterstützte die Reflexion und Dokumentation durch ihr Graphic Recording (https://annelehmann.de). Die Fotos sind von Simon Brunel – Limo for Research aus Berlin (https://atelier-limo.eu).