Simulierter Hunger, virtuelles Handwerken

Am letzten Donnerstag fand unserer 30. Hybrid Talk zum Thema »Simulation« statt. Trotz Auftaktspiel der Fußballweltmeisterschaft und sommerlichen Wetter war die Veranstaltung gut besucht. Vier SprecherInnen waren angetreten, um sich im Themengebiet zu probieren – und hatten dafür wie immer 10 Minuten Zeit.

Der Begriff »Simulation« erfasst ein breites Spektrum, was an den einzelnen Beiträgen der Vortragenden schnell erkennbar war: So kann Simulation beispielsweise mit literarischem Schreiben und Fiktion in Verbindung gebracht werden, oder auch mit dem Themenkomplex virtual reality. Aber auch die Theaterwelt ist eine, mit der es sich unter diesem Gesichtspunkt intensiv auseinandersetzen lässt. Und natürlich auch in der Philosophie.

Simulation übernimmt dabei immer unterschiedliche Rollen: Das »Weltenerfinden« in der Literatur - oder Fiktion überhaupt - dient als Möglichkeit sich mit der Realität auseinander zu setzen und sich somit Orientierungsbahnen innerhalb ihrer anzulegen. VR (virtual reality) kann –neben der Möglichkeit besonders immersiv in Spielewelten einzuführen- zusätzlich didaktische Funktionen übernehmen und beispielsweise eine virtuelle Werkstatt für angehende Ingenieure simulieren, in der dann der Zusammenbau von Maschinen erprobt werden kann.

Für das Theater lässt sich noch ein Sonderfall von Weltenschaffung aufmachen: Ähnlich wie in der Literatur wird hier zwar auch Realität verhandelt, aber muss diese Aushandlung nicht ausschließlich auf einer fiktionalen Ebene stattfinden, sondern kann sich in Konkretheit tatsächlicher Körperzustände verlagern, wie im Hungertheater der 20er-Jahre geschehen. Wenn nicht mehr der Zustand selbst simuliert wird, sondern tatsächlich stattfindet, ist die Simulation auf ein Ereignis größerer Komplexität gerichtet– in diesem Fall auf die kommenden Hungerepidemien des 20. Jahrhunderts.

Als philosophisches Thema kann das Thema unter Anderem von dem Standpunkt aus betrachtet werden, der »uns alle« in eine Simulation versetzt  – wie beispielsweise im Film Matrix (1999) verhandelt. Da dies jedoch ungewiss scheint, ist vielmehr Interessant warum solche Dystopien gezeichnet werden und warum dies auch häufig ausgehend von einem technologiepositiven Umfeld geschieht.

Wer sich über die Vorträge nochmal genauer informieren und sie auch in Gänze anhören möchte, dem sei wärmstens unserer Roundup zu Hybrid Talks XXX »Simulation« empfohlen.

 

-Elias