Hybride Räume

Image Weeknote Designing Space Crowd in Hybrid Lab

»But for me the importance of hybridity is not to be able to trace two original moments from which the third emerges, rather hybridity to me is the ‚third space’ which enables other positions to emerge.« (Homi K. Bhaba)

Nähert man sich geisteswissenschaftlich dem Konzept Raum und seinen Möglichkeiten, so kann man anhand Bhabas »Third Space Theory« im Rahmen des Postkolonialismus in jedem Wesen, jedem Denken und damit jedem Raum Hybridität erkennen. Diese Theorie negiert Hierarchien und impliziert einen steten Wandel, der zustande kommt, indem es Räume gibt, in denen die Freiheit für neue Ideen, Konstrukte und Entitäten existiert. Einer dieser Räume war letzte Woche unser Hybrid Lab.

Das Thema »Raum entwerfen« stand bei unseren 25. Hybrid Talks im Mittelpunkt und von der inhaltlichen Meta-Ebene aus betrachtet hat sich dieser Raum aufgrund der unterschiedlichen ReferentInnen, Zuhörern und vertretenen Interessen und Expertisen in den Prototypen eines »Third Space« verwandelt. Wenn wir uns allein die verschiedenen Interessen, Forschungsgebiete und Lebensläufe der SprecherInnen an diesem Abend anschauen, wird dies besonders deutlich. Prof. Jörg Stollmann hat an der damaligen Hochschule der Künste Berlin (heute UdK Berlin) und an der Princeton University Architektur studiert. Er leitet das Fachgebiet Städtebau und Urbanisierung an der TU Berlin, welches sich mit Fragen der sozialen Stadtentwicklung und urbanen Resilienz beschäftigt. Als Architekt und Stadtforscher sucht er immer wieder nach spannenden Kollaborationen, wie zum Beispiel mit der Künstlerin Ines Schaber. Prof. Alexandra Ranner ist bildende Künstlerin mit den Medien Skulptur, Film, Fotografie und Installation. Sie ist Professorin für Plastische und Räumliche Darstellung im Studiengang Architektur an der UdK Berlin. In ihren Ausstellungen schafft sie surreale Welten oder wie es der Tagesspiegel einst betitelt: »Räume für Sinnsucher«. Dr. Martine Knoop hat ebenfalls Architektur studiert und im Jahr 2000 ihre Doktorarbeit im Bereich Lichttechnik abgeschlossen. Danach wurde sie erst Anwendungsspezialistin bei Philips Lighting in den Niederlanden und Gastprofessorin in Eindhoven. Heute ist die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Lichttechnik und spezialisiert sich dabei auf die Charakterisierung der Lichtquelle »Tageslicht«. Prof. Dr. Christoph Nytsch-Geusen hat an der TU Berlin Umweltschutz und Energietechnik studiert. Er arbeitete dann am Institut für Energietechnik und promovierte zum Thema »Berechnung und Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden und ihren energietechnischen Anlagen«. Er wechselte dann zur UdK als Professor für das Fachgebiet Versorgungsplanung und Versorgungstechnik am Studiengang Architektur. Prof. Dr. Matthias Ballestrem hat in Berlin (TU) und Los Angeles Architektur studiert. Er hat dann 2014 zu impliziten Raumwahrnehmungen promoviert. Vorerst arbeitete er als angestellter Architekt, später selbstständig und zusätzlich als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Baukonstruktion und Entwerfen (TU). Bevor er an der TU Berlin Gastprofessor wurde, lockten ihn ein Stipendium sowie Gastprofessur nach Rom und wieder in die USA.

So wie Prof. Dr. Nytsch-Geusen vom »unsichtbaren« Raumklima sprach, so war auch dieses große Potenzial an diesem Abend in der Luft. Ein Potenzial der Entstehung neuer Ideen und Kollaborationen anhand des großen Wissens- und Erfahrungsschatzes begleitet von unbändiger Neugier, die hier aufeinandertrafen. Sie sind vielleicht noch nicht ausgereift und existieren bisher nur in den Köpfen einzelner TeilnehmerInnen, doch wäre damit schon ein großer Schritt getan: Der Grundstein neuer (Denk)Räume, die es zu entwerfen und realisieren gilt.

– Lina

Quelle: Rutherford, Jonathan. 1990. The Third Space. Interview with Homi Bhaba. In: Ders. (Hg.): Identity: Community, Culture, Difference. London: Lawrence and Wishart, 207-221.