Dimensionen der techne in den Künsten

Vergangenen Sommer wurde die Forschungsgruppe »Dimensionen der techne in den Künsten«, die sich forschend mit dem Machen von Kunst beschäftigt, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligt. Die erste Sprecherin die Leiterin des Fachgebietes Kunstgeschichte an der TU Berlin Prof. Dr. Magdalena Bushart, die zweite Sprecherin ist Prof. Dr. Karin Leonhard, Professorin für Kunstwissenschaft/Kunstgeschichte an der Universität Konstanz.

In sechs Projekten geht es der Forschungsgruppe um künstlerische Werkprozesse und um die Faktoren, die sie ermöglichen. Dazu zählen die Techniken und Materialien, die in der Produktion zum Einsatz kommen, ebenso wie das Verfahrenswissen, das in Texten oder Illustrationen weitergegeben wird, die Kunsttheorie, die die Bewertungsmaßstäbe für technische Leistungen formuliert, und die Narrative, die das künstlerische Handeln mit Bedeutung aufladen. So beschäftigen sich die Projekte mit der Umsetzung zeichnerischer Entwürfe in Druckstöcken beziehungsweise im gedruckten Blatt, mit der Verhandlung von Geheimwissen in den Patenten der Glasbläser von Murano, mit der Rolle von Farbe in der Porträtmalerei, mit Farbsystemen und -ordnungen und mit Textsorten – kunsttheoretischen Schriften, Anwendungsliteratur, Legenden und Anekdoten –, über die sich ein zeitspezifischer Blick auf technisches Können und Wissen beschreiben lässt.

Ziel der Arbeit ist es, künstlerische Produktion als Trias von praktischem Tun, konzeptuellem Wissen und kultureller Verortung zu erfassen und daraus methodische und theoretische Modelle für die Beschäftigung mit dem Kunst-Machen zu entwickeln. »Um dieses Zusammenspiel in seiner Veränderlichkeit beschreiben zu können, haben wir den griechischen Begriff ‚techne‘ gewählt. Er umfasst nicht nur die beiden Bereiche Kunst und Technik, die im Deutschen meist getrennt verhandelt werden, sondern darüber hinaus Aspekte wie die routinierte Handhabung von Werkzeugen oder die Reflexion über das Können, das sich im Artefakt manifestiert«, sagt Prof. Dr. Magdalena Bushart.

Mit der Aufstellung der Forschungsgruppe fördern sie auch die Interdisziplinarität über Berlin hinaus, denn die sechs Projektleiter*innen kommen aus der Kunstgeschichte, der Literaturwissenschaft und der Wissenschaftsgeschichte. Sprecherschaft und Koordination sind zwar in Berlin angesiedelt; ansonsten arbeitet die Forschungsgruppe ortsverteilt. Die Entscheidung für eine dezentrale Organisation, sei bewusst gewesen, so Bushart, um der immer stärker werdenden Aufspaltung in Zentrum und Peripherie entgegen zu wirken und das Thema auch über die Stadt hinaus sichtbar zu machen. Im ersten Förderjahr wird Berlin als Schwerpunktort fungieren, an dem die öffentlichen Veranstaltungen gebündelt werden, im zweiten Jahr Konstanz und im dritten Jahr Frankfurt. Den Auftakt in Berlin bilden eine Ringvorlesung, in der sich die Gruppe einer interessierten Öffentlichkeit vorstellt, sowie im Sommer 2021 eine Summerschool für den wissenschaftlichen Nachwuchs.

Die DFG-Forschungsgruppe ist eine Kooperation von TU Berlin, Technischer Universität Dortmund, Goethe-Universität Frankfurt/Main und der Universität Konstanz und wird von der DFG in den nächsten drei Jahren gefördert.