Bildräume: Biologie und Bauen

Kieselalge, aus: J.G. Helmcke, W. Krieger, J. Gerloff. Diatomeenschalen im elektronenmikroskopischen Bild © Verlag Bild und Forschung 1962, Berlin

Heute eröffnet die Ausstellung »Bildräume: Biologie und Bauen« im Museum für Fotografie. Sie kam zustande durch eine Kooperation des Instituts für Geschichte und Theorie der Gestaltung der UdK, der Kunstbibliothek - Staatliche Museen zu Berlin und des Fachbereichs Wissenschaftsgeschichte der TU Berlin. Kuratiert wird sie von Nathalie Bredella (UdK) und Arianna Borrelli (TU). Ausgehend von der interdisziplinären Zusammenarbeit des Architekten Frei Otto und des Biologen Gerhard Helmcke, die 1961 in Berlin ihren Anfang nahm, erkundet die Ausstellung die Rolle fotografischer Techniken beim künstlerisch-wissenschaftlichen Experimentieren.

Zufall oder Evolution? Mikroskopisch kleine Kieselalgen und Kuppelbauten der Nachkriegszeit weisen oft die gleichen grundlegenden Strukturmerkmale auf, obwohl dies nachweislich nicht von den Architekten beabsichtigt war. Angeregt durch diesen uberraschenden Befund grundeten der Biologe Gerhard Helmcke und der Architekt Frei Otto 1961 an der Technischen Universität Berlin die interdisziplinäre Arbeitsgruppe »Biologie und Bauen«. Ziel ihrer Zusammenarbeit war es, ein besseres Verständnis von Biologie, Technik und Architektur zu erlangen und die Prinzipien des »natürlichen Bauens« zu erfassen. Ihre Forschungen sollten einerseits zu einem besseren Verständnis der Lebenswelt fuhren, andererseits sollte die Zukunft der gebauten Umwelt im Spannungsfeld von Technik und Natur gestaltet werden.

Dreidimensionale Elektronenmikroskopie, fruhe Methoden der computerbasierten Grafik – wie der von Konrad Zuse entwickelte Graphomat und andere Methoden der Visualisierung – ermöglichten es, Analogien zwischen Natur und Technik zu erkennen. In der Ausstellung eröffnen Archivmaterialien und Leihgaben aus der Privatsammlung von Prof. Berthold Burkhardt Einblicke in die Forschungen der Arbeitsgruppe.

Mit der Entwicklung der Bionik und biomimetischer Ansätze rucken aktuell Fragen nach dem Verhältnis von Technik, Wissen und Umwelt in den Blick. Die Praxen der Berliner Arbeitsgruppe werden daher sowohl späteren Ergebnissen technisch-wissenschaftlichen und kunstlerischen Schaffens, als auch studentischen Arbeiten gegenübergestellt.

Die Ausstellung, die sich den spezifischen Prozessen der wissenschaftlichen und kunstlerischen Forschungen widmet, ist in drei Themenschwerpunkte gegliedert: Analogien zeigt, wie Fotografien Ähnlichkeiten zwischen Natur und Technik sichtbar werden lassen, die dann in strukturelle Analogien ubergehen. Stereobilder thematisiert experimentelle Versuchsanordnungen, in denen die Fotografie als Dokumentations- und Messinstrument der Sicherung von instabilen und flüchtigen Modellen dient. Informationsverarbeitung geht Fragen der Informationsverarbeitung in Biologie, Architektur und Informatik nach. Es werden Kunstprojekte gezeigt, die ästhetisch-bildliche und informationstheoretische Vorstellungen von Form und Information miteinander verbinden.

(Quelle: Pressemitteilung vom 20. April 2018, Staatliche Museen zu Berlin)