Digitale Welten

Ein neues Schulfach in der Berliner Oberstufe, genannt »Digitale Welten« soll in naher Zukunft SchülerInnen für das Digitale sensibilisieren. Eine Lehrkräftefortbildung im Hybrid Lab, initiiert vom Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre der TU Berlin unter der Leitung von Prof. Dr. Hans-Liudger Dienel macht den ersten Schritt Richtung Bildung 4.0.

Im Zuge der Digitalisierung aller Lebensbereiche und dem damit verbundenen Wandel des Alltags, der Arbeit und der Freizeitgestaltung, verschieben sich die Randbedingungen für technische Bildung fundamental. Wir leben in didaktisch aufregenden Zeiten. Seit dem Durchbruch mobiler Endgeräte und der Breitbandkommunikation vor etwa zehn Jahren sind digitale Medien über Smartphones, Tablets, E-Books unsere ständigen Begleiter und haben das Lernen stärker noch als das Lehren grundlegend verändert. Kinder, Jugendliche und Studierende nutzen das Internet, Tutorials und interaktive Foren selbstverständlich für ihr persönliches Lernen und Vorbereiten, während auf der Angebotsseite der Bildungsbereich noch Aufholbedarf hat. Die relative Bedeutung von (hoch)schulischen Veranstaltungen und Veröffentlichungen für den Wissenserwerb ist sicherlich zurückgegangen.

Mit dem Modellprojekt Ergänzungsschulfach »Digitale Welten« für die gymnasiale Oberstufe in Berliner Gymnasien und Integrierten Sekundarschulen entwickelt das Fachgebiet ArTe (Arbeitslehre, Technik und Partizipation) der TU Berlin im Auftrag der Senatsverwaltung für Bildung eine schulische Antwort auf diese Herausforderung: ein neues Schulfach, welches den digitalen Zugang und vor allem die digitale Gestaltung der realen Welt in den Mittelpunkt stellt, anwendungsorientierte Werkzeuge für Industrie 4.0, Arbeit 4.0 und Feizeit 4.0 vorstellt, die praktische Nutzung übt und kritisch reflektiert. Damit stellen wir uns in die Tradition der Meierschen Kombination von kritischer technologischer Aufklärung und gleichzeitiger Vermittlung von (digitalen) Werkzeugen für die Gestaltung der immer noch dreidimensionalen Welt.

Im Sommersemester 2017 haben zunächst 23 Schulen jeweils zwei Lehrkräfte für einen Weiterbildungskurs in »Digitale Welten« an die TU Berlin entsandt. Diese Weiterbildungen fanden überwiegend im Hybrid-Lab statt, das ideale Voraussetzungen für die Gruppenarbeit der Lehrkräfte bietet. Die Nachfrage bei den Schulen war so groß, dass ein zweiter Kurs für das Jahr 2018 geplant ist. Mit dem neuen Schuljahr 2017/18 startet die experimentelle Einführung dieses dreistündigen, einjährigen Ergänzungsschulfaches in den beteiligten Schulen, welches als Grundkurs in das Abitur eingebracht werden kann. Die Bedeutung des Themenfeldes macht es wahrscheinlich, dass das Schulfach sich in der Oberstufe etablieren und auch in der Mittelstufe einen Platz gewinnen wird.

Der Ergänzungskurs vermittelt Kompetenzen zur Digitalisierung in exemplarischen Beispielen zu Industrie 4.0, Arbeit 4.0 und Freizeit 4.0. Die wichtigste Ebene für die Berührung mit Digitalen Welten für Schüler/Innen ist die digitale Freizeitgestaltung, die allerdings in Schule und Lernen hineinragt, wenn wir etwa an die massive Verbesserung der englischen Sprachkompetenzen durch gobal vernetzte Multiplayer-Spiele denken.

Die Fortbildung wird von Prof. Diana Knodel (Gastprofessorin am Fachgebiet ArTE), Dr. Melanie Stilz, Michael Dziemba und Prof. Hans-Liudger Dienel (ArTe) organisiert.

– Hans-Liudger Dienel

Prof. Dr. Hans-Liudger Dienel ist geschäftsführender Direktor des Instituts für Berufliche Bildung und Arbeitslehre an der TU Berlin. Außerdem ist er Studiendekan und stellvertretender Direktor der School of Education.