Bewusstsein - Mythos oder Mysterium?

Die philosophischen Grundlagen der Neurowissenschaften

Im Rahmen eines Blockseminars haben wir uns mit den philosophischen Grundlagen der Neurowissenschaften auseinandergesetzt. In dieser Debatte ist der von dem Neurophysiologen Maxwell Bennett und dem Wittgenstein-Experten Peter Hacker veröffentlichte Band »Die philosophischen Grundlagen der Neurowissenschaften« ein wichtiger Meilenstein. Hier vertreten die Autoren die drastische Hypothese, dass ein Großteil der in den Neuro- und Kognitionswissenschaften vertretenen Theorien mit gravierenden Begriffsverwirrungen behaftet ist, was zu unsinnigen Behauptungen über das Gehirn und den Geist führe. Unter anderem werden in dem Aufsehen erregenden Werk die einflussreichen Arbeiten von Daniel Dennett und John Searle einer äußerst kritischen Betrachtung unterzogen – also jene beiden Denker, die von der neurowissenschaftlichen Seite gerne als philosophische Gewährsmänner herangezogen werden. In dem Band »Neurowissenschaft und Philosophie« kommen nun alle vier Geistesgrößen zu Wort und Dennett und Searle erhalten die Gelegenheit, ihre Positionen zu verteidigen.

Dieses Buch war uns Diskussionsgrundlage, miteinander über die philosophischen Grundlagen der Neurowissenschaften nachzudenken und das Verhältnis zwischen Neurowissenschaft und Philosophie um die Deutungshoheit in Bezug auf den menschlichen Geist zu diskutieren. In mehreren Sitzungen haben sich Studierende aus unterschiedlichen Disziplinen mit diesem Thema intensiv auseinandergesetzt und Fragen formuliert, die sich ihnen in Bezug auf diese Debatte stellen. In Anlehnung an die »sokratische Methode«, Erkenntnis durch Dialog zu erlangen, legen wir die Fragen, für die im Blockseminar keine Antwort gefunden werden konnte, zwei Experten auf diesem Gebiet vor: Frau Prof. Dr. Birgit Beck und Herr Prof. Dr. Arno Villringer.

Diesen dialogischen Prozess der Wahrheitsfindung machen wir in Form einer Podiumsdiskussion im Hybrid Lab der TU Berlin öffentlich zugänglich und laden Sie herzlich dazu ein!

Frau Prof. Dr. Birgit Beck leitet das Fachgebiet »Ethik und Technikphilosophie« an der Technischen Universität Berlin und hat sich unter anderem in ihrer Dissertation »Ein neues Menschenbild? – Der Anspruch der Neurowissenschaften auf Revision unseres Selbstverständnisses« mit dem Spannungsfeld Philosophie und Neurowissenschaft auseinandergesetzt.

Herr Prof. Dr. Arno Villringer ist Professor für kognitive Neurologie an der Universität Leipzig, Direktor der Abteilung Neurologie am Max-Planck-Institut für »Kognitions- und Neurowissenschaften« in Leipzig und Sprecher der Berlin School of Mind and Brain.

Zu Beginn der Podiumsdiskussion werden die Studierenden einen kurzen Überblick zum Stand der Debatte geben und in einer offenen Runde wird das Publikum anschließend Gelegenheit haben, Fragen zu stellen.

Struktur und Rahmen des Blockseminars sowie der Podiumsdiskussion werden von Teresa Geisler im Rahmen des Lehrprojektes lab:present und in Kooperation mit dem Hybrid Lab organisiert.

Die Podiumsdiskussion wird am 20. August um 18 Uhr im Hybrid Lab stattfinden. Der Eintritt ist frei.

Literatur:
Bennett, M., Dennett, D.C., Hacker, P. & Searle, J.R. (2010): Neurowissenschaft und Philosophie – Gehirn, Geist und Sprache. Suhrkamp. Im Original erschienen unter dem Titel Neuroscience & Philosophy. Brain, Mind, & Language. Columbia University Press