Roundup: Hybrid Talks VII »Stadt der Zukunft«

Analog zur Großstadthymne des Berliner Urgesteins Seed »Dickes B« wird Mama Berlin nicht erst 2013 immer dicker und runder, bekommt täglich neu zugezogene Kinder, hört daraufhin auf, die Kilos zu zählen, und in Konsequenz sprengt der Speckgürtel allmählich die Stretchhosen ... Peng! Da sind sie: alle kleinen und großen Probleme, die eine immer unüberschaubarer werdende Horde an Bürgerinnen und Bürgern mit sich bringt: zu wenig Backsteine, dafür zu viel Abgasausstoß.

Wir haben die lauten und stillen Hilferufe Mama Berlins gehört, sie in die Welt gesendet und im Ergebnis klugen Lösungsstrategien unserer fünf Vortragenden im Rahmen der siebten Hybrid Talks zum Thema »Stadt der Zukunft« im Café Skyline gelauscht. Mama Berlin soll in Zukunft »smarter« werden und so ihren zahlreichen Kindern ein wunderbares Zuhause mit nachhaltiger Versorgung gewährleisten – soviel steht fest. Mehr als hundert Kinder der Stadt waren zu den Hybrid Talks geeilt, um Mama Berlin beizustehen, und forderten: Schnell her mit den zukunftsträchtigen Ideen und Maßnahmen!

»Airport City« – so lautet für China und Taiwan schon heute die Lösung der Probleme von morgen. Zum ersten Mal sollen beide Länder durch eine Luftbrücke miteinander verbunden werden – eine enorme geopolitische Herausforderung. Prof. Raoul Bunschoten (TU Berlin) macht deutlich, dass auch Berlin aus diesem gewagten Vorhaben lernen kann: In Xiamen und Taipei entstehen rund um zentral gelegene Flughäfen, die als städtebauliche Inkubatoren dienen, urbane Systeme. Die Frage, ob das Berliner Sorgenkind BER eines Tages als großstädtischer Mittelpunkt fungieren wird, konnte jedoch selbst der »Airport City«-Visionär nicht beantworten.

An Architekten, Bauingenieure, Stadtplaner (somit auch an sich selbst) appellierte Prof. Philipp Misselwitz (TU Berlin): Die »Stadt der Zukunft« ist weder bis ins Detail durchgeplant noch perfektionistisch fehlerfrei, sondern geprägt durch einen »Open Source Urbanism« – nicht die Akteurinnen und Akteure des Baubetriebs, sondern die Bürgerinnen und Bürger gestalten ihre städtische Wahlheimat. Eine Stadt mit Zukunftsperspektive ist dynamisch in ihrer Planung, gespickt mit der Komponente des Informellen und betrachtet Zwischennutzung als Stadtgebrauch.

Was hält die soziale Gemeinschaft Stadt im Innersten zusammen? Diese Frage stellte sich Medienkünstlerin Nina Valkanova (T-Labs) im Projekt »reveal-it!«, das sich mit der Visualisierung sozialer Daten befasst: Verschiedene städtische Räume, wie öffentliche Plätze oder Gebäudefoyers, werden als Bühne für interaktive Bürgerbefragungen zu aktuellen Themen verwendet und dienen gleichzeitig als Projektionsfläche für Interaction Designs mithilfe derer die aktuelle Stimmungslage visualisiert wird.

Der EUREF-Campus der TU Berlin rund um das Gasometer ist Schönebergs grüne Lunge mit Vorbildfunktion: Das ehemalige GASAG-Gelände wurde nach Kauf durch EUREF nicht nur lange Zeit zwischengenutzt, sondern dient heute als Universitäts- und Unternehmensstandort zur Förderung nachhaltiger Energieproduktion. Vorstand Reinhard Müller berichtet, dass schon jetzt auf dem EUREF-Campus 30 Prozent mehr Energie produziert als verbraucht wird. Hut ab!

Ehrgeizig beeindruckende Zukunftsvisionen sind allerdings nicht immer das Optimum der »Stadt der Zukunft«. Ein gehöriges Schreckensbild einer No-go-City kann mehr Aufmerksamkeit und Veränderungen schaffen als das städtische Zukunftsparadies, so Dr. Hans Liudger Dienel (TU Berlin). In diesem Sinne soll Zukunftsforschung nicht nur die Präsentation von Idealen, sondern von Alternativen sein und somit dem Bürger eine Wahl lassen.

Die Arbeit für das dicke, aber smarte B von morgen beginnt heute – gemäß dem Motto eines kleinen städtischen Bauarbeiters: »Können wir das schaffen? Jo, wir schaffen das!«

– Theresa

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