Letzte Woche erklärte meine 13-jährige Cousine meiner 7-jährigen Tochter, dass es Quatsch sei, dass sich die Kinder in der Schule selbst den Lehrstoff einteilen können. In Folge hielt sie einen kleinen Vortrag über Vorteile konservativer Methoden in der Erziehung und in der Schulpädagogik. Eigentlich ist es wenig erstaunlich, dass Kinder auch für sie nachteilige Ideen mit Überzeugung verinnerlichen, wenn ihnen keine Alternativen geboten werden. Die Eltern zukünftiger Generationen verlassen die Schule womöglich mit einer positiven Prägung von dem ideellen und physischen »Lernraum«, in dem sie sich gar nicht erst wohlgefühlt haben. Eine gesellschaftliche Diskussion über Fragen wie: Was ist zeitgemäßes Lernen?, Was sind Wissensräume im Großen und im Kleinen?, Wie beeinflusst die räumliche Umgebung die Lernbereitschaft und die Lernfähigkeit der Kinder?, ist sehr notwendig.
Unser erster Beitrag zum Diskurs waren die vierten Hybrid Talks am 28. Juni 2012 mit dem Thema »Räume für Bildung«. Der Schwerpunkt der Beiträge lag auf der Frage nach der räumlichen Gestaltung der Orte, an denen Wissensvermittlung stattfindet oder stattfinden könnte. Denn es vollzieht sich ein Perspektivwechsel vom Lernen in dafür vorgegebenen Räumen über Lernen in inspirierenden Räumen bis hin zum Lernen überall und immer. Dies erfordert neue Räume für die Bildung aber auch die Neugestaltung öffentlicher Räume.
Genau in diesem Sinne entstand die Idee zum Super-Campus City West von Christian Seidel (TU Berlin), für die er gemeinsam mit Sebastian Awick mit dem Schinkel-Preis ausgezeichnet wurde. Die Vorstellung, dass die Teilung des Campus durch die Straße des 17. Juni aufgehoben werden könnte, ist sehr verlockend. Dazu sollte allerdings eine vielbefahrende Straße im wörtlichen Sinne beiseite geschafft werden. Die Idee, eine der wichtigsten Hauptachsen der Stadt in die Höhe zu verlagern, damit darunter Raum für kreativen und innovativen Austausch zwischen den beiden Seiten des Campus geschaffen wird, ist sehr aufregend. Die Frage, ob die »Beiseitestellung« einer Hauptachse Berlins tatsächlich im Bereich des Möglichen liegt, sei dahingestellt. Sollte dieser Raum aber irgendwann Realität werden, wüssten wir gleich, wo das Hybrid Lab angesiedelt werden müsste.
– Emilia